Mehr Cybersecurity für Windows 11-Systeme
Die Cyber-Angriffe auf Windows-Systeme reißen nicht ab: Sekündlich tauchen neue Malware-Varianten auf, die Sicherheitslösungen herausfordern. Um herauszufinden, welche Produkte diesem Druck standhalten, hat AV-TEST 15 Schutzpakete für Windows 11 auf den Prüfstand gestellt. Im Test mussten sie knapp 20.000 Schadprogramme erkennen und abwehren – und gleichzeitig rund 900.000 harmlose Dateien korrekt behandeln, ohne das System auszubremsen. Die Ergebnisse zeigen klar, welches Produkt für Windows 11-PCs seinen Job beherrscht und wer noch nachlegen muss.
Leider interessieren sich Cyberangreifer für jeden Nutzer im Internet, den sie finden. So zielen viele Phishing-Attacken auf die Masse, um etwa Passwörter zu stehlen und Accounts zu verkaufen. Oder übernommene Windows-PCs werden in ein Heer von Bots aufgenommen und müssen Spam verschicken, Malware ausliefern oder Kryptowährung errechnen – alles lukrative Geschäfte für Cyberkriminelle. Doch Anwender sind dem nicht schutzlos ausgeliefert: Mit einer leistungsfähigen Schutz-Software lassen sich Angriffe frühzeitig erkennen und abwehren.
Wie gut am Markt verfügbare Schutzpakete die Systeme gegen alle möglichen Exemplare von Malware wappnen, hat das Labor von AV-TEST untersucht. Im aktuellen zweimonatigen Test von März bis April 2025 prüften die Experten 15 Security-Pakete auf ihre Schutzwirkung, Systembelastung und Benutzbarkeit. Jedes Produkt kann in jedem Bereich bis zu 6 Wertungspunkte ergattern und somit bis zu 18 Punkte erreichen. Alle Produkte mit 18 oder 17,5 Punkten erhalten dann nicht nur das Zertifikat „Certified“ für geprüfte Sicherheit, sondern auch noch zusätzlich die Auszeichnung TOP PRODUCT.
Damit die Tests leichter nachvollziehbar sind, werden sie nach dem AMTSO-Standard (Anti-Malware Testing Standards Organization) ausgeführt. Bei dieser internationalen Vereinigung anerkannte Tests garantieren, dass die Testmethoden den vorgegebenen Standards bei Objektivität, Qualität und Relevanz von Anti-Malware-Tests genügen. Daher wird jeder Test mit einer Referenznummer in einer Datenbank geführt.
In der Prüfung finden sich die 15 Produkte folgender Hersteller: Avast, AVG, Avira, Bitdefender, EnigmaSoft, ESET, F-Secure, G DATA, K7 Computing, Kaspersky, McAfee, Microsoft, Norton, TotalAV und Trend Micro.
15 Security-Pakete gegen knapp 20.000 Malware-Exemplare
Im Test auf die Schutzwirkung unter Windows 11 Pro nutzen die Prüfer einen Standard mit zwei Abschnitten. Im Real-World-Test setzen die Tester neu gefundene Malware-Exemplare aus dem Internet und aus E-Mails ein. Fast 500 Exemplare dieser sogenannten 0-Day-Malware müssen die Pakete unschädlich machen. Im zweiten Abschnitt mit dem Referenz-Set gilt es, fast 19.000 ausgesuchte Viren, Trojaner & Co zu erkennen und abzuwehren. Diese digitalen Schädlinge kursieren schon seit kurzer Zeit im Internet und sollten den Abwehrspezialisten für Windows bekannt sein. Da die beiden Tests über 2 Monate laufen, finden sich in der Erkennungstabelle entsprechend vier Ergebnisse.
Von den 15 untersuchten Produkten filtern 13 alle Angreifer in allen Testmonaten und in beiden Abschnitten absolut fehlerfrei aus; Hut ab! Sie verdienen dafür die vollen 6 Punkte. Diese erhält auch das Paket von K7 Computing gerade noch so, da die Lösung im Test nur ganz kleine Fehler macht. In jeweils ersten Testmonat in beiden Abschnitten erreicht das Paket 99,9 und 99,7 Prozent – sonst 100 Prozent.
Lediglich Spyhunter von EnigmaSoft lässt in 3 von 4 Testabschnitten ein paar Angreifer zu viel passieren. Seine Werte liegen bei 99,1, 99,4 und 99,9 Prozent, im letzten Monat im zweiten Abschnitt bei 100 Prozent. Dafür gibt es einen kleinen Abzug – am Ende stehen 5,5 Punkte in der Wertung.
Wer bremst fliegt raus!
Viele Anwender investieren eine Menge Geld für einen flotten Windows-PC. Bremst dann eine Schutz-Software dessen Geschwindigkeit aus, verleitet das schnell zur Deaktivierung. Das Labor durchleuchtet bei jedem Paket, wie stark es für seinen Schutzservice das Windows-System belastet und Ressourcen verbraucht. Für den Test nutzt das Labor zwei Referenz-PCs: der eine mit schwacher Hardware, der andere ein High-End-PC. Auf beiden Systemen surfen die Tester 500 Webseiten an, downloaden Software, installieren sie und starten die Apps. Weiterhin kopieren die Tester Daten auf den PCs lokal und in ein Netzwerk. Die Zeiten für alle diese Aktionen gelten dann als Referenzwerte. Im weiteren Untersuchungsverlauf installieren die Tester jeweils eine Schutz-Software und wiederholen das ganze Prozedere. Die benötigte Zeit im Vergleich zur Referenzzeit ergibt die zusätzliche Systembelastung.
Auch in diesem Testabschnitt zeigen die meisten Schutz-Apps eine richtig gute Leistung. 13 der 15 geprüften Produkte verursachen eine kaum messbare Systemlast und verdienen dafür die maximalen 6 Punkte für ihren Score.
Lediglich ESET und EnigmaSoft verlieren einen halben Punkt in der Wertung. Beide belasten das Windows-System leicht und halten unnötig einzelne Programme auf. Sie bekommen je 5,5 Punkte für ihre Leistung.
Achtung Alarm – oder war es doch keiner?
Im letzten Testpunkt Benutzbarkeit geht es hauptsächlich um sogenannte Fehlalarme. Dazu schicken die Prüfer knapp 900.000 ungefährliche Anwendungen auf die Testrechner und lassen sie analysieren. Zusätzlich installieren die Experten Dutzende populärer Anwendungen und starten diese unter Windows. Zu guter Letzt surfen die Tester noch zu 500 harmlosen Webseiten. Der Idealzustand: es gibt keinen Alarm und keine Blockade.
Das Ergebnis ist bei den meisten Produkten sehr gut. 11 der 15 geprüften Pakete bestehen den Test völlig fehlerfrei. Einzelne melden eine von 900.000 Anwendungen fehlerhaft. Das ist verzeihlich. Daher verdienen diese Produkte die vollen 6 Punkte.
Die Pakete von G DATA, K7 Computing und Trend Micro erleiden jeweils einen kleinen Abzug und kommen so auf 5,5 Punkte. Sie liegen zwischen 4 und 7 Fehlern im Test.
Nur EnigmaSoft reißt die Latte und blockiert oder löscht deutlich über 20 Dateien im Test. Das ist einfach zu viel, und es bleiben nur noch 4 von 6 Punkten.
Starker Schutz für Windows 11
Der aktuelle Test zeigt, dass der Markt eine Fülle an verlässlichen Schutzpaketen anbietet. In diesem Test erreichen 10 Produkte die maximalen 18 Punkte und 4 weitere richtig gute 17,5 Punkte. Sie alle verdienen für diese klasse Leistung die zusätzliche Auszeichnung TOP PRODUCT. Nur das Paket von G Data wurde lediglich zum Vergleich mitgetestet und erhält kein Zertifikat – auch wenn die Leistungen passen würden.
Im Kreis der 18-Punkte-Pakete findet sich auch der interne Windows-Schutz Defender Antivirus. Das ist eine gute Leistung und daher ein sehr guter Grundschutz. Der Test beachtet allerdings in seiner Wertung nicht, welche weiteren Funktionen oder Services die Schutzpakete bieten, die Windows intern nicht hat.
Eine sehr gute Ergänzung zu diesem Test sind die regelmäßigen ATP - Advanced Threat Protection-Tests. Dabei bewerten die Tester den Live-Angriff von 5 Ransomware- und 5 Infostealer-Exemplaren. Viele der in diesem Windows-Test untersuchten Pakete stellen sich auch den ATP-Tests unter Windows.